Der Pianist

Ausbildung

Schon mit vier Jahren erhielt Iván Eröd von seiner Mutter den ersten Klavierunterricht, ein Jahr später begann er, bei György Kálmán zu lernen. Nachdem dieser 1944 von den Nazis deportiert worden war, wurde der Unterricht von seiner Assistentin Magda Káldi fortgesetzt, die Eröd 1946 auch an Pál Kadosa weiterempfahl. Der berühmte Pianist, Komponist und Pädagoge nahm sich des Zehnjährigen an, zunächst als sein Privatlehrer, ab 1951 im Rahmen von Eröds Studium an der Ferenc-Liszt-Akademie, und verschaffte ihm später auch ein Begabtenstipendium.

In Wien besuchte Eröd von 1957-61 die Klavierklasse von Richard Hauser an der Akademie, 1962 nahm er an einem Klavierkurs bei Guido Agosti in Siena teil.

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Preise

Im Mai 1961 gelangte Eröd beim 1. Beethoven-Wettbewerb mit den Sonaten op. 10/3, op. 26, op. 31/1 und op. 106 („Hammerklavier“), den „Sechs Variationen über ein eigenes Thema“ op. 34 und dem ersten Klavierkonzert in die zweite Runde.

Beim Wiener Bösendorfer-Klavierwettbewerb im Dezember desselben Jahres erspielte er im Finale mit Beethovens Hammerklavier- und Liszts h-moll-Sonate den ersten Preis. Der dabei gewonnene Bösendorfer-Flügel war bis zu seinem Tod Eröds Arbeitsinstrument.

1962 errang er beim Busoni-Wettbewerb in Bolzano/Bozen den 3. Preis. (Der erste Preis wurde in diesem Jahr nicht vergeben)

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Konzerttätigkeit

Eröds erstes großes Konzert fand 1956 statt, als er mit dem Orchester der Budapester Hochschule Mozarts F-Dur Klavierkonzert KV 459 aufführte. In Wien bestanden Eröds Auftritte zunächst vor allem in Klassenabenden der Hauser-Klasse; durch den Kontakt mit anderen jungen Komponisten wie Kurt Schwertsik und Friedrich Cerha wurde Eröd später auch Gründungsmitglied des Ensembles „die reihe“, in dem er bis 1971 sowohl als Pianist als auch als Cembalist tätig war.

Eröds erster Soloabend fand am 28. Jänner 1960 im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins statt und wurde von der Presse äußerst wohlwollend aufgenommen:

Überdurchschnittliche Musikalität zeichnet den jungen, aus Ungarn stammenden Ivan Eröd schon jetzt aus. Das wurde bei Brahms offenkundig: die vier Balladen op. 10 erklangen sehr flexibel, gelöst vom starren Metrum. Durch dieses freie Atmen enthüllte sich erst so richtig der ganze Zauber harmonischer Reichtümer. Eröd besitzt ein gutes Gefühl für romantisches Espressivo, ohne ihm aber – und das ist entscheidend – zu verfallen […]

[…] Eröd hatte auch seinen ganzen Abend auf dieses gewaltige Werk [Bethovens Hammerklavier-Sonate] abgestimmt. Erstaunlich, wie durchdacht er die ersten drei Sätze spielte, wie abgerundet das Adagio gelang! Die Architektur zerfiel nirgends. […]

[…] Man darf das nächste öffentliche Auftreten des jungen Künstlers mit berechtigter Spannung erwarten. […]

Lothar Knessl

Ab 1958 war Eröd in Wien als Korrepetitor tätig, zunächst beim Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde. Hier konnte er neben Dirigenten wie Schuricht und Klemperer auch Herbert von Karajan kennenlernen, welcher von seinem Spiel so begeistert war, dass er ihn bald als Korrepetitor an der Wiener Staatsoper engagierte. Ab 1962 hatte er dort bei verschiedenen Ballettproduktionen auch solistische Aufgaben im Orchestergraben und spielte unter anderem die Solopartien in Prokoffjews drittem und Bartóks zweitem Klavierkonzert.

Ebenso im Jahr 1962 begann Eröds Tätigkeit für die Wiener Festwochen mit der Einstudierung von Alban Bergs „Lulu“ unter Karl Böhm. Bei diesen Proben wurde der Tenor Rudolf Schock auf ihn aufmerksam, dessen ständiger Klavierpartner er von 1963 bis 1974 werden sollte. Auch Karl Böhm lud Eröd in der Folge ein, im Oktober 1964 unter seiner Leitung in mehreren Konzerten mit den Wiener Philharmonikern das Soloklavier in Frank Martins „Petite symphonie concertante“ zu spielen.

1965 spielte Eröd in einem Konzert der Salzburger Festspiele Klavierwerke und Lieder von Anton Webern, in den 70er Jahren konzertierte er mit Alban Bergs Kammerkonzert in Graz, Rom, Athen und Manchester. Zugleich entstanden Aufnahmen von 20 Haydn-Sonaten für den Saarländischen Rundfunk, von denen neun im Jahr 2010 von Gramola auf CD neu herausgegeben wurden.

Einen wichtigen Teil von Eröds Konzerttätigkeit bildet auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Geigern. Von 1965 bis 1972 konzertierte er regelmäßig mit Josef Sivó, dem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, für den er auch die Sonate Op. 14 komponierte. Später spielte Eröd mit Ernst Kovacic, Christos Polyzoides und der Grazer Geigerin Ulrike Danhofer.

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